Wallensteinerbe als historisches Alleinstellungsmerkmal

Pallisade Wallenstein

Wallenstein-Erbe als historisches Alleinstellungsmerkmal

 

 

Die drei Kommunen im Landkreis-Süden (Zirndorf, Oberasbach und Stein) wollen das touristische Potenzial der einstigen Präsenz Wallensteins, das sie mit dessen Lagerstandort vereint, gemeinsam erschließen.


Wer hier geboren wird, saugt die Geschichte von Wallensteins Lager und der Schlacht an der Alten Veste dem gebürtigen Oberasbacher Siegfried Balleis zufolge quasi schon mit der Muttermilch auf. Der Altoberbürgermeister Erlangens verbrachte seine ersten zwei Lebensjahre in Altenberg, dann zog er für 30 Jahre an den Fuß der Alten Veste Zirndorfs.

Bürgermeister Thomas Zwingel fasst dies kurz und bündig zusammen: Im Dreißigjährigen Krieg, als sich der kaiserliche Heerführer Wallenstein 1632 hier vor dem Schwedenkönig Gustav Adolf verschanzte, wurden Zirndorf, Oberasbach und Stein zum Schauplatz eines gigantischen Lagers, das zwar nur drei Monate aufgeschlagen war, aber blanke Verwüstung hinterließ.

Zirndorf hat sich des Themas auf diversen Feldern angenommen. Bereits in den 1980er Jahren entstand ein Rundwanderweg. Das Städtische Museum besetzt es schwerpunktmäßig. Gedankenspiele, das Wallenstein-Erbe darüber hinaus intensiver touristisch zu nutzen, wurden in der Bibertstadt schon zigmal entwickelt, ohne tatsächlich ernsthaft angepackt zu werden. "Wallenstein", sagt einer wie Bauhof-Chef Ralf Klein als Mitgestalter des Wallenstein-Wegs, "kommt noch immer zu kurz."

Doch jetzt gab es einen Impuls von außen: Der Regionalpark Pegnitz-Rednitz-Regnitz, eine zahlenmäßig kleine Initiative mit gerade elf Mitgliedern und Siegfried Balleis sowie dem Nürnberger Landschaftsarchitekten Gerd Aufmkolk an der Spitze, hat sich 2015 als Verein formiert. Ihr Ziel, vorhandene regionale Potenziale im Kern der Metropolregion – gleich ob landschaftlich oder kulturgeschichtlich – aufzuwerten und zu vernetzen und damit als Erholungsraum zu etablieren, verfolgen die Hauptakteure Balleis und Aufmkolk aber schon vier Jahre länger. "Viele unserer Mitbürger kennen sich in Mallorca besser aus als am Dillenberg", meinte Balleis. Das will die Initiative ändern.

"Es ist historischer Boden, auf dem wir hier stehen", warb Balleis für die Idee, das Wallenstein-Erbe im Schulterschluss als historisches Alleinstellungsmerkmal darzustellen. "Im ganzen Dreißigjährigen Krieg gab es kein größeres Lager. Das erlebbar zu machen, wäre eine spannende Geschichte." Ähnlich goutierten das auch die drei Bürgermeister sowie Landrat Matthias Dießl.

Ihn verpflichtete die Versammlung dafür zu sorgen, dass das "Pekuniäre funktioniert": Denn Mittel zum Zweck sollen über das Leader-Förderprogramm der Europäischen Union akquiriert werden. Dießl ist Vorsitzender des Leader-Steuerungskreises, der festlegt, für welche Projekte im Landkreis Zuschüsse aus diesem Topf beantragt werden.

Er rechnete den Stadträten gute Chancen aus. "Im Leader-Verein verfolgen wir die Strategie, Wertschöpfung vor Ort zu generieren, auch touristisch, da würde das Wallenstein-Projekt gut passen." Allerdings drängte er zu zügigen Beschlüssen. Es gilt das Windhund-Prinzip, wer zuerst kommt, hat Vorrang. Die Förderperiode endet 2020, bis dahin müssen Projekte abgeschlossen und abgerechnet sein. Insgesamt stehen im Landkreis 1,5 Millionen Euro zur Verfügung. Etwas mehr als die Hälfte der Summe ist vergeben, mit bis zu 200 000 Euro könnte der Wallenstein-Park unterstützt werden. Darüber hinaus könnten zumindest Stein und Oberasbach über das Ilek-Städtebauprogramm Zuschüsse für die Einrichtungen beantragen, die auf ihrem Gebiet anfallen.

Doch nicht nur diese aktuelle Förderung kommt dem Regionalpark-Gedanken nach Einschätzung Aufmkolks zugute, der in einem Grobkonzept erste Anregungen lieferte, wie so ein Park rund um den Ankerpunkt an der Alten Veste aussehen könnte. Andere Regionalparks — etwa der Emscher Park im Ruhrgebiet — bewiesen, dass "die Menschen nach Jahrzehnten, die sie unter der Last der schrecklichen und schuldhaften Verstrickung Deutschlands in den Zweiten Weltkrieg nichts mehr mit ihrer Vergangenheit zu tun haben wollten, sehr wohl beginnen, sich wieder für ihre Geschichte und ihre Wurzeln zu interessieren".

Aufmkolks Kostenschätzung beläuft sich auf 300 000 Euro, verteilt auf drei Jahre und das — grob gerechnet — geteilt durch drei. Einen zusätzlichen Gegenpol zum Aussichtsturm an der Alten Veste in Stein-Unterweihersbuch schätzt er auf 350 000 Euro, jedoch würde der auf Rechnung der Faberstadt gehen.

Der Regionalpark-Verein würde weiter als Koordinator zur Verfügung stehen. Doch vorneweg braucht es Beschlüsse in den drei Stadtratsgremien, damit eine Zweckvereinbarung entworfen und ein Planungsauftrag vergeben werden kann. Sie sollen im September auf die Tagesordnungen kommen.

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